von Kamerad Tilman Findeisen (Text/Fotos); Pino Valente (Foto); Dieter Nell (Text)

Nachdem uns zwei Jahre hintereinander die Reisen zu den Gedenkfeierlichkeiten nach Kreta führten, wollten wir dieses Jahr Cassino mit seiner Geschichte, den Schauplätzen der Kämpfe der Fallschirmjäger im 2. WK und den Soldatenfriedhöfen besuchen. Eigens für diese Fahrt haben wir Polo-Shirts mit unserem Emblem auf der linken Brust und dem stilisierten alten Eingang des Klosters Montecassino auf dem Rücken anfertigen lassen.

14. Mai: Die Kameraden Roland Lukaschek (GBL, RP), Konrad Strauß (HH) und Roland Schulze mit einem Freund der Kameradschaft (MD) trafen am Vormittag planmäßig bei mir im südlichen Sachsen-Anhalt ein, von wo es dann gemeinsam auf die Reise ging.

15. Mai: Nach einer Übernachtung in Trentino trafen wir nach 1521 Kilometern am Nachmittag in Cassino ein, wo wir freudig von den Kameraden Dieter Nell und Thomas Ludwig begrüßt wurden.

DN: … trafen … dann am 15. Mai 2023 am späten Nachmittag in Cassino ein. Zu uns stieß nun auch die Reisegruppe um den GBL Roland Lukaschek, die aus dem Raum Magdeburg angereist war. Da von dieser Gruppe einige Kameraden erstmalig in Cassino waren,  führten wir diese an den folgenden Tagen an mehreren Besprechungspunkten  in die Gefechtslagen der Cassino – Schlachten ein. So waren nach 3 Tagen intensiver Geschichtsaufarbeitung Geländepunkte die die Cassinoschlachten prägten wie: Höhe 593, Albaneta Farm, Rocca Janula, Colle San Angelo, Monte Castellone, Monte Cifalco, Todesschlucht, Verteilerpunkt 1. FJD, Gefechtsstand FJR 3 und II./FJR3 (Foltin Cave) für diese Teilnehmer keine Fremdwörter mehr. Auch die der Gustavlinie vorgelagerte Bernhardlinie an der Enge von Mignano am Monte Lunge und das kleine Dorf San Petro Infine, wurden mit in die Exkursion einbezogen. Trotz des unaufhörlichen Dauerregens, wurde das geplante Programm zum größten Teil wie geplant durchgeführt...

16. Mai: Am Vormittag besuchten wir mit Thomas den Monte Lungo (Bernhard-Linie), ein kleines Museum mit interessanten Ausstellungsstücken aus der Zeit der Kämpfe und San Pietro Infine. Da das Wetter noch keine weitere Außenbesichtigung zu lies, bereitete Dieter Nell derweil seine Unterlagen zu den Cassino-Schlachten im Quartier vor, so dass wir nach unserer Rückkehr am Nachmittag anhand der Lagepläne in die Gefechtslagen eingewiesen werden konnten (Bericht Kamerad Nell). Keine Frage war zu viel, geduldig wurde mit umfassendem Faktenwissen auf alles eine Antwort gegeben. Nach den theoretischen Erläuterungen und etwas besserem Wetter ging es zum Berg Monte Cassino, der Höhe 593 und dem polnischen Soldatenfriedhof, wo wir einen „lebendigen“ Eindruck gewinnen konnten.

17. Mai: Da das Wetter am Vormittag noch sehr feucht war, besuchten wir das Kloster Montecassino. Es ist sehr beeindruckend, besonders wenn man bedenkt, dass es durch die amerikanischen Streitkräfte völlig zerbombt und nach dem Krieg komplett wieder aufgebaut wurde.

Da der Regen am frühen Nachmittag aufhörte, konnten wir jetzt eine größere Exkursion um das Monte Cassino Massiv, von Terelle über Monte Caira bis nach Santa Lucia und der „Todesschlucht“ unternehmen. An verschiedenen Punkten erklärte uns Kamerad Nell wieder die Orte im Gelände.

Nach dem Abendessen ging es dann zum Deutschen Soldatenfriedhof Cassino, wo um 22:30 Uhr die Kranzniederlegung und das Gedenken an die gefallenen Fallschirmjäger stattfand. Alle Beteiligten waren sehr ergriffen, da es eine besondere, wohl einmalige Zeremonie, mit Fackeln und der dazugehörigen Melodie „Ich hatt‘ einen Kameraden“ war.

DN:Da der Volksbund in diesem Jahr keine Gedenkzeremonie durchführte, nahmen wir es als Verpflichtung an, im kleinen Kreis den Gefallenen zu gedenken. Dies sollte dann aber eine ganz besondere Zeremonie werden, denn schon während der Vorbereitung der Cassino–Reise kam mir diese spontane Idee.
Prolog:
Am Abend des 17. Mai 1944 verließen um 22:30 die letzten Deutschen Fallschirmjäger auf das >>Codewort München 2<<, nach hartem Ringen die Stadt und den Monte Cassino. Die Stellungen mussten geräumt werden, da dem Franz. Expeditionskorps ein tiefer Einbruch durch die Aurunker Berge jenseits des Liri-Tales bei der dort eingesetzten 94. Infanterie Div. gelungen war, womit die Gefahr für die Cassino–Front drohte, abgeschnitten zu werden. Beim Barons Palace in Cassino hatte der Fallschirmjägerzug des Feldwebel Rudolf Donth den Auftrag, die sich vom Feind unbemerkt lösenden Teile der 1. FJD aufzunehmen. Nachdem die letzten Männer der 1.FJD seine Stellung passierten, verließ er nun über den Südrand des Cassino–Blocks (da die Briten schon die Via Casilina erreicht hatten und nun in seinem Rücken standen) die blutgetränkte Erde rund um den Monte Cassino.
Meine Idee war es also, abends zur gleichen Stunde (22:30 ) des 17. Mai den Gefallenen die hier in fremde Erde gebettet liegen, zu Gedenken. So konnten wir, nachdem die formelle Erlaubnis vorlag, abends um 22:30 die Zeremonie auf dem Deutschen Soldatenfriedhof in Cassino-Caira durchführen. Bei  Fackelschein und mit >> ich hatt` einen Kameraden<< legten wir die Kränze des Bundes Deutscher Fallschirmjäger, sowie der Deutschen Monte Cassino Vereinigung am Hochkreuz nieder. Auch unser Mitglied in Cassino Pino Valente, legte dabei ein Blumengebinde der  Vereinigung >>Hotel La Pace Experience, Cassino<<  am Hochkreuz nieder.

18. Mai: Der erste Tag in Cassino mit Sonne. Zuerst ging es zu jener Anhöhe bei Terelle, wo uns Dieter wieder die Gefechtshandlungen an den jetzt sichtbaren Geländepunkten erklärte. Danach besuchten wir den Deutschen Soldatenfriedhof, nun bei Tageslicht. Hier trafen wir auf aktive Soldaten der Bundeswehr vom Zentrum für Operative Kommunikation unter Leitung von Stabsfeldwebel Wolf, die in den vergangenen zwei Wochen Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen am Friedhof durchführten.

Nach einem Besuch des Alliierten Soldatenfriedhofes ging es mit Dieter und Thomas nach Sant Angelo zum Fluss Rapido, wo es u. a. zu einem Gespräch mit der Tochter eines (überlebenden) amerikanischen damaligen Kriegsgegners kam.

19. Mai: Verlegung nach Palena mit Stopp auf dem Monte Zurrone und bei Roccaraso. Wieder erfolgten Erläuterungen zu den damaligen Plätzen und Handlungen.

DN: … die gesamte Gruppe fuhr entlang der „Gustavlinie“ Richtung Norden. Bei Castell di Sangro stiegen wir wieder in die Gefechtslage der 1. FJD, nun aber aus dem Jahr 1943 ein. Die von der 1. FJD von Ende Oktober bis in die 1. Dezemberwoche bezogene Sangrostellung war nun das Ziel. Bei Roccaraso (FsMGBtl1), Pietransieri/Roccacinguemiglia (FJR1), Pizzoferrato (FJR4), wurden die Teilnehmer der Reisegruppe in die dortige Lage von 1943 eingewiesen.  Anschließend fuhren wir in das kleine Städtchen Palena und bezogen dort die letzte gemeinsame Unterkunft. Palena liegt am Südostrand des Majella-Gebirges und beherbergte 1943 Teile der Regimenter  3 und 4 im Wechsel.

20. Mai: Nach dem Abschied von der Nagolder Reisegruppe erfolgte die Rückreise zum Zwischenquartier in Trentino über den Futa-Pass mit einer Besichtigung des größten Deutschen Soldatenfriedhofes in Italien. Bei neblig/feuchtem Wetter legten wir in der Krypta unter dem Ehrenhof ein Gesteck mit Schleifen nieder und gedachten der über 30.800 hier begrabenen deutschen Soldaten.

21. Mai: Nach acht Stunden Fahrt und ca. 3400 insgesamt gefahrenen Kilometern kam unsere Gruppe wieder in Mitteldeutschland an, von wo es wieder in die verschiedenen Heimatorte ging.

Insgesamt war es eine interessante, anstrengende, aber auch schöne Reise zu den Schauplätzen der Cassino-Schlachten durch unsere kleine Reisegruppe. Die Fahrt verlief in überaus freundschaftlicher Atmosphäre und stärkte den guten Zusammenhalt der Kameraden untereinander.

Großen Dank gilt den Nagolder Kameraden Thomas Ludwig und besonders Dieter Nell, die uns viel von ihrem Wissen über die historischen Geschehnisse übermittelten und mit uns die Originalschauplätze besuchten.

Glück ab!

Gedenkfahrt Cassino 2023