Anmerkung TF: Der Text wurde freundlicherweise von unserem Kameraden OTL d. R. Christian Fried zur Verfügung gestellt und entspricht dem im DDF 3/2025.

Getrennt anreisen, vereint auftreten – die Anlehnung an das alte Moltke-Wort beschreibt wohl am besten die äußeren Umstände unserer diesjährigen (2025, Anm. d. Red.) Teilnahme an den Feierlichkeiten auf dem Commonwealth War Cemetery in der Souda Bay und auf dem uns allen bekannten deutschen Soldatenfriedhof auf Höhe 107 auf Kreta, Schauplatz der im Mai 1941 schlachtentscheidenden Kämpfe. Im Vergleich zu vielen früheren Veranstaltungen hat sich nicht nur das äußere Erscheinungsbild – keine Truppenfahnen oder Fahnen von Traditionsverbänden wie dem BDF – sondern auch die Zusammensetzung der einzelnen Delegationen bezüglich ihrer Altersstruktur stark verändert. So waren auf dem englischen Soldatenfriedhof neben geladenen Mandatsträgern, nur noch einige wenige Kriegsteilnehmer anwesend, welche das Zeremoniell mit militärischen, zivilen und geistlichen Anteilen samt Kranzniederlegungen mit verfolgen konnten. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen und entgegen getroffener Absprachen mit der deutschen Botschaft im Vorfeld der Veranstaltung, blieb am Ende der offiziellen Kranzniederlegung der BDF-Kranz unberücksichtigt liegen. Dies empfanden wir als äußerst befremdlich und respektlos. Unser Kranz wurde nach Beendigung der offiziellen Feier in würdiger Form durch unseren Geschäftsführenden Bundesleiter Roland Lukaschek, in unser aller Beisein niedergelegt.

Mit Blick auf die Altersstruktur unserer Delegation war nicht zu übersehen, dass wir schon an der Spitze der Alterspyramide unter den geladenen Gästen angelangt waren.

Insgesamt machten die Ruhestätten für unsere gefallenen und vermissten Kameraden auch in diesem Jahr einen hervorragend gepflegten Eindruck. Das seitens der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Athen ausgearbeitete Programm war trotz der vorgenannten Querelen dem Anlass angemessen und entsprach im Wesentlichen dem Ablauf früherer Gedenkveranstaltungen.

Oberst i. G. Janus Kaschta, Verteidigungsattaché an der deutschen Botschaft, führte durch das Programm. Gebeten der Militärgeistlichen der vertretenen Religionen folgten die musikalischen Einlagen des Musikkorps der Schule für Reserveoffiziere der griechischen Infanterie und die Ansprache des deutschen Botschafters, Andreas Kindl. – Ich empfehle vor allem unseren jungen Soldaten sich den genauen Wortlaut im Vergleich auch zu früheren Ansprachen deutscher Botschafter in Griechenland im Internet anzuschauen! – Nach dessen Ansprache wurde von vier Schülern der deutschen Schule das Gedicht von Bertold Brecht „Mein Bruder war ein Flieger“ sehr stimmungsvoll vorgetragen, gefolgt von Grußworten des Bürgermeisters von Platanias, Ioannis Malandrakis, sowie des Gouverneurs von Kreta, Stavros Arnaoutakis. Beide Redner hoben in Ihren Beiträgen das für uns alle große Vermächtnis der „Schlacht um Kreta“ hervor und dass wir uns immer bewusst sein müssen, dass der Friede keine Selbstverständlichkeit ist. Gerade die jüngsten Ereignisse und Entwicklungen in unserer unmittelbaren europäischen Nachbarschaft beweisen die einmal mehr.

Nach Kranzniederlegungen, Schweigeminute und Nationalhymnen hatten die Teilnehmer noch Gelegenheit sich auszutauschen, Fragen zu stellen und auch Fragen der international bunt gemischten Besuchergruppierungen zu beantworten, z.B.: welchen Bezug wir noch zu diesem Ort der gemeinsamen Geschichte haben, wie wir die derzeitige Sicherheitslage in der Welt einschätzen und vieles mehr.

Auffallend oft durften wir feststellen, dass die Mehrzahl der Besucher sehr wohl zwischen den verbrecherischen politischen Zielen unserer einstigen nationalsozialistischen Machthaber und den militärischen Leistungen und Opfern der meist blutjungen Wehrmachtssoldaten zu unterscheiden wussten.

Unsere Gruppe wurde auf dem Friedhof insbesondere durch OTL Palkowitsch, stellv. Verteidigungsattaché an unserer Botschaft – seines Zeichens auch Fallschirmjäger – bestens betreut. Dafür ein herzliches „vergelt´s Gott“.

Der Aufenthalt auf der sich mittlerweile zur Touristenhochburg entwickelten Insel hat uns auch viel Gelegenheit zu Ausflügen, gemeinsamen oder auch allein, in das Hinterland und die wild zerklüfteten Bergregionen der Insel geboten. Das Wetter hat es noch gut mit den Veranstaltern und uns gemeint, trotz völlig verrückter Kapriolen mit Sturm, Saharasand und einem gewaltigen Regenguss, dem kein Kleidungsstück Widerstand bieten konnte. Den Tag in einer der zahlreichen Tavernen ausklingen zu lassen war Vergnügen und Ehrensache zugleich, wobei die guten Kontakte zu einigen Wirtsleuten ausgesprochen hilfreich waren. Wie sonst hätten wir erfahren, dass in unserer Lieblingstaverne in Agia Marina während des Krieges eine Verwundetensammelstelle für deutsche Soldaten eingerichtet war. Uns wurde stets erschöpfend Auskunft gegeben, wir waren als Gäste sehr gerne gesehen und haben – wie in vielen Jahren zuvor – wahre Gastfreundschaft verspürt. Von irgendwelchen Ressentiments keine Spur. Die griechische Presse hat auch über die Feierlichkeiten in der „Haniotika Nea“ vom 24.05.2025 ausführlich berichtet samt Abbildung unserer, in BDF-Uniform durch Chania schlendernden Augsburger Kameraden unter Führung von deren Kameradschaftsleiter, K.-H. Fischer.

Von weitergehenden Abstechern zu Orten mit besonderem Bezug zu dem blutigen Kriegsdrama, haben wir bewusst Abstand genommen. Alle Teilnehmer hatten bereits in früheren Jahren an militärhistorischen Exkursionen teilgenommen.

Nicht unerwähnt bleiben soll an dieser Stelle auch unsere abendliche offene Aussprache zum Thema Vorbereitung und Organisation nebst „Manöverkritik“ bleiben. Diese und die Bereitschaft zur Teilnahme an der 85-Jahrfeier im Jahr 2026 sollte weiter vertieft und geplant werden.

Die „Vorgaben“ aus der deutschen Botschaft in Sachen Aufdruck Kranzschleife, „Verbot“ des Mitführens unserer BDF–Fahne (trotz vorgenommener Entfernung von mehreren Fahnenbändern) stieß bei uns auf großes Unverständnis. Selbst ein abgewandelter Aufdruck auf der besagten Kranzschleife, der noch das Wort „Treue“ enthielt, wurde uns untersagt. Was ist falsch an diesem Wort, welches ich und meine Kameraden Ende September 1965 als junger Rekrut in der Eidesformel „Ich schwöre der Bundesrepublik Deutschland TREU zu dienen…“ gesprochen habe??

Dies alles erinnert mich an das Vorgehen der deutschen Botschaft anlässlich der 70 Jahr – Feier, als uns Fallschirmjägern das Tragen unseres bordeauxfarbenen Barretts untersagt wurde. Erst nach Intervention der englischen Gastgeber, welche von Ihrem Hausrecht Gebrauch machten, konnten wir unser Barrett tragen.

Ich hatte eingangs meines Artikels auf den Versöhnungsgedanken verwiesen, der neben dem Gedenken an unsere Gefallenen ganz wesentlicher Zweck unserer Reise war und ist. Von daher ist es immer wieder mehr als erfreulich, dass dieser Gedanke gerade bei unseren ehemaligen Kriegsgegnern – und das gilt ganz sicher auch für Kreta – längst Raum gegriffen hat und die Begegnungen mit ihnen prägt. Hier scheint mir die übergroße Sorge, die man bei den Verantwortlichen solcher Gedenkveranstaltungen auf deutscher Seite antreffen kann, man könne bei den anderen Nationen durch das Zeigen von unserer Seite, wer man ist, Anstoß erregen, unbegründet. Dies steht einer Vertiefung der längst guten Beziehungen zu unseren heutigen Alliierten und Freunden eher im Weg, als dass es sie fördert. Auch die Botschaft an die Jungen im Lande, die von solchem Verhalten ausgeht, die man ja für den Wehrdienst gewinnen will und muss, ist sicher wenig motivierend. Am Ende wird es darauf ankommen, dass junge Menschen bereit sind, unser Land – auch und gerade im Bewusstsein unserer Geschichte – wenn es darauf ankommt mit der Waffe in der Hand und unter Einsatz von Leib und Leben zu verteidigen.

Mit einem herzlichen „GLÜCK AB“ grüßt ein Saarländer, seit dem 01.07.1965 Angehöriger der LLBrig 26, vom linken Niederrhein.  

OTL d. R. Christian Fried

84. Gedenktag der „Schlacht um Kreta“